Sylt
Autor:
Lexolino
Sylt ist mit einer Fläche von 99,14 km² die größte Insel Nordfrieslands, die Einwohnerzahl liegt bei ca. 23.000. Sie erstreckt sich in Nord-Südrichtung vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins und ist v. a. für ihre touristisch bedeutenden Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt sowie für den knapp 40 km langen Weststrand bekannt.
In den Medien ist Sylt hauptsächlich aufgrund ihrer exponierten Lage in der Nordsee und der ständigen Landverluste bei Sturmfluten vertreten. Seit 1927 ist die Insel über den Hindenburgdamm mit dem Festland verbunden. Die höchste Erhebung der Insel ist die sogenannte Uwe-Düne in Kampen mit 52,5 m ü. NN. |
Geografie Die Insel liegt zwischen 9 und 16 km vor der Küste des Festlandes, mit dem sie über den Hindenburgdamm verbunden ist. Südöstlich befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. Sylt erstreckt sich über 38 km in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden am Königshafen nur ca. 320 m breit. An ihrer breitesten Stelle misst Sylt 12,6 km, an der West- und Nordwestseite erstreckt sich ein knapp 40 km langer Sandstrand. Zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt. Die Form von Sylt hat sich im Laufe der Jahre ständig verändert und ändert sich auch heute noch. Der nördliche und der südliche Nehrungshaken der Insel bestehen aus wenig fruchtbaren Sandablagerungen. Der Mittelteil ruht auf einem Geestkern, der von See aus als das Rote Kliff zu sehen ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht bei der Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares Marschland über. Nach sicheren Quellen ist die Insel seit der 2. Marcellusflut im Jahr 1362 eine Insel. |
Klima Auf der Insel herrscht ein vom Golfstrom beeinflusstes Seeklima, wobei die Wintermonate mit durchschnittlich 2 °C etwas milder sind als auf dem benachbarten Festland. Dagegen sind die Sommermonate mit 17 °C im Durchschnitt trotz längerer Sonnenscheindauer etwas kälter. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5 °C, die Jahresniederschlagsmenge liegt bei ca. 650 mm. |
Natur Die Pflanzenwelt von Sylt ist von der ursprünglichen Kargheit des Landes geprägt, bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Insel fast baumlos. Erst durch gezielte Anpflanzungen und Aufforstungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Auch die heute weit verbreitete Kartoffelrose ist durch Menschenhand auf die Insel Sylt gelangt, ursprünglich stammte diese aus Kamtschatka. Die großen Heideflächen auf der Wattseite bieten vielen seltenen Tieren Lebensraum. Etwa 2.500 Tierarten und 150 Pflanzenarten konnten bisher auf Sylt nachgewiesen werden. Zu erwähnen ist die Zahl von über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten. Die in Deutschland gefährdete Kreuzkröte hat im Dünengürtel von Sylt mit einigen Tausend Exemplaren eines ihrer größten deutschen Vorkommen. Auf Sylt ist die Art insbesondere durch den Straßenverkehr gefährdet. Vogelkundliche Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser und Küstenvögel, die auf Sylt ihre Brutreviere haben. Auf Sylt brüten u. a. Lachmöwen, Küstenseeschwalben, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Sturmmöwen, Austernfischer, Kiebitze, Brandgänse und Reiherenten. Bei den Landsäugetieren sind Feldhasen, Kaninchen und Rehe zu nennen, die auch bejagt werden. Nachdem Sylt mit dem Eisenbahndamm eine Festlandsverbindung erhalten hatte, wurden auch Füchse und Dachse heimisch. Westlich von Sylt sind Schweinswale sowie größere Populationen von Seehunden und Kegelrobben zu finden. |
Geschichte Der Name Sild wurde erstmals um 1141 im Schenkungsbuch des Klosters Odensee urkundlich erwähnt. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich die heute noch gültige, einheitliche Schreibweise durch. Über die Namensherkunft gibt es unterschiedliche Theorien. Um das Jahr 460 wies das Gebiet westlich der heutigen Insel einen vermutlich bedeutenden Hafen auf. Überlieferungen zufolge sollen die anglischen Heerführer Horsa und Hengist im 5. Jahrhundert vom damaligen Weststrand von Sylt zu ihrem Feldzug auf gebrochen sein. Münzfunde aus der Merowingerzeit lassen darauf schließen, dass damals Friesen auf der Flucht vor der Expansion des fränkischen Reichs im Gebiet der nordfriesischen Inseln ansässig wurden. Um 1020 wurde die älteste Kirche in Keitum errichtet, sie gehörte seit 1100 zum Kloster von Odensee. Zu dieser Zeit griff auch der König von Dänemark die Insel zu Wasser und zu Land an. In der 2. Marcellusflut verlor Sylt große Marschflächen mit etlichen Kirchspielen im Osten und wurde somit zur Insel. Um 1400 wurde auch das Listland abgerissen, das zeitweise eine eigene Insel war. Im Jahr 1436 während der Allerheiligenflut ging das westlich von Westerland gelegene Kirchspiel Eidum unter, Rantum versank unter den Dünen. Am 15.08.1386 überließ Königin Margrete I. die Insel mit dem Herzogtum Schleswig dem Grafen von Holstein-Rendsburg Gerhard VI., List blieb beim Königreich Dänemark. Über 100 Sylter Seeleute kamen 1422 in Hamburger Gefangenschaft, als Hansische Kriegsschiffe eine dänische Flotte des Königs Erich von Pommern besiegten. Der 30jährige Krieg betraf auch Sylt, als 400 kaiserliche Soldaten im Jahr 1628 die Insel betraten, die jedoch bald wieder abzogen. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg ging Sylt im Jahr 1866 an Preußen zur Provinz Schleswig-Holstein, nun nahm auch der Fremdenverkehr langsam zu. Im 1. Weltkrieg wurde auf der Insel mit der so gen. "Inselwache" deutsches Militär stationiert, jedoch wurde Sylt nie zum Kriegsschauplatz. Nach Kriegsende stimmte die Bevölkerung für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland, der Hauptverbindungshafen Hoyer lag nun jedoch in Dänemark. Auch deshalb wurde der Bau eines Eisenbahndammes vom deutschen Festland durch das Wattenmeer forciert. Im Jahr 1927 wurde dann der 11 km lange Hindenburgdamm eröffnet. In den 30er Jahren gewann die nationalsozialistische Ideologie ständig an Boden und in Westerland wehten bald in zahlreichen Strandburgen und Vorgärten Hakenkreuzflaggen. 1938 erfolgte die Eindeichung des Rantumbeckens durch den Reichsarbeitsdienst, das heute als Naturschutzgebiet dient. Im 2. Weltkrieg wurde die Insel zum Sperrgebiet erklärt, der Fremdenverkehr kam komplett zum Erliegen. Massive Bunkeranlagen und Seezielbatterien mit schweren Geschützen zur Stationierung von 10.000 Soldaten wurden in den Dünen gebaut. Es erfolgten einige gezielte Bombenangriffe durch englische Verbände, die jedoch nur geringe Schäden an Zivilgebäuden anrichteten. Zum Kriegsende fand die Invasion durch die Engländer mit Panzern und Fahrzeugen über den Hindenburgdamm statt und es kam zur Kapitulation ohne Gegenwehr. Im Jahr 1945 wurden Heimatvertriebene aufgenommen, wodurch sich die Einwohnerzahl verdoppelte. Eine kleine Gruppe stellten die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. In den 50er und 60er Jahren stiegen die Übernachtungszahlen auf Sylt wieder stark an, und das Gesicht der Insel veränderte sich durch zahlreiche Baumaßnahmen. Derzeit gibt es in unterschiedlichen politischen Gremien Bestrebungen, Sylt auch verwaltungspolitisch zu einer Gebietskörperschaft zusammenzufassen. So werden sich zum 01.01.2009 die beiden größten Gemeinden Sylt-Ost und Westerland zusammen mit Rantum zur "Gemeinde Sylt" zusammenschließen. |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen